Biophilic Design … mit der Natur leben

7. September 2024

Immer mehr Menschen ziehen in Metropolen wie Berlin oder München. Dort wird der Platz zunehmend knapp, gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach der Natur … sie verspricht Ruhe, Ausgleich und frische Luft. Beim Biophilic Design ziehen Naturelemente in die Stadtwohnung oder das Büro ein.

Doch was bedeutet Biophilie eigentlich?

Übersetzt heißt Biophilie so viel wie „Liebe zum Leben”. Biophilie versteht man als tiefe, angeborene Zuneigung des Menschen zu allen Lebewesen – ganz gleich, ob Mensch, Tier oder Pflanze. Durch den industriellen und technologischen Fortschritt hat sich der Mensch im 20. Jahrhundert immer mehr von der Natur entfernt. In den letzten Jahren scheinen wir uns jedoch wieder auf unsere Wurzeln zurückzubesinnen: Stichwort Nachhaltigkeit. So gewinnt auch die Idee der Biophilie immer mehr Bedeutung. Die Natur wird zum Sehnsuchtsort, der Wohlbefinden und Entschleunigung verspricht. In der Architektur- und Einrichtungswelt zeigt sich diese neu entdeckte Verbindung im sogenannten Biophilic Design.

Zum Biophilic Design gehören auch Sinneswahrnehmungen wie das Fühlen, Sehen, Riechen und Hören, aber auch biomorphe, also an die Natur angelehnte Formen sowie natürliche Materialien. So schaffen zum Beispiel große, bodentiefe Fenster eine Verbindung zur Außenwelt … neben der Aussicht nach draußen dringen Tageslicht, Schattenspiele und Vogelgezwitscher ins Innere. Die Grenzen zwischen drinnen und draußen verwischen. 

Materielle Verbindungspunkte werden durch naturbelassene Baustoffe und Textilien geschaffen, zum Beispiel Massivholz, Bambus, Naturstein, Ton, Leinen, Wolle oder Kork. Dazu kommen aus der Natur bekannte Formen und Muster: Tapeten mit Pflanzenblättern oder floralen Designs, organisch geformte Möbel oder Hausfassaden, die mit ihrer unregelmäßigen, offenen Porenstruktur an Korallenriffe erinnern.

Wählen Sie Möbel und Accessoires mit natürlichen Formen und Mustern. Während die geraden Linien und Winkel, die in den meisten modernen Wohnhäusern zu finden sind, den vorhandenen Platz optimieren sollen, setzt biophiles Design auf natürliche Formen, etwa einen ovalen Couchtisch, geschwungene Sessel oder eine ovale Badewanne.

Organische Fassaden wie die poröse Hauswand, fotografiert von Meriç Dağlı, erinnern an Muster und Strukturen aus der Natur. (Foto: Meriç Dağlı auf Unsplash)
Grüne Architektur und naturnahe Einrichtung

Unter den Bau- und Dekorationsmaterialien, die meistens verwendet werden, ist sicherlich Holz vorherrschend. Es führt die biophile Revolution an und wird zu einem zentralen Element der architektonischen Installationen. Zu den bevorzugten Holzarten gehören Buche, Kiefer, Ahorn, Eiche oder Esche, aber auch Bambus. Im Idealfall kommt solches Holz aus dem Recycling oder wird es zumindest nachhaltig gewonnen. Rohe, hölzerne, organische Dekorationen sind authentisch, verführen mit ihrem natürlichen Duft und vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit, das in der Biophilie-Bewegung so wichtig ist. Darüber hinaus wärmt Holz den Innenraum, ganz im Einklang mit der trendigen dänischen Hygge-Philosophie.

Aber wie genau kann ein gut geplanter Raum, der uns die Natur nahebringt, unser Wohlbefinden verbessern?

Unsere Stimmung und unsere Kommunikationsfähigkeit werden von physischen, psychischen und sensorischen Faktoren beeinflusst. Ein Umfeld, das all unsere Sinne anspricht, macht uns glücklicher und erhöht unsere Aufnahmefähigkeit.

Wie können wir unser Zuhause nach biophilen Designprinzipien gestalten?

Greifen Sie auf natürliche und lokal produzierte Materialien zurück, die typisch für Ihre Region sind, wie etwa Holz, Wolle, Leder oder Naturstein, um sich der Natur näher und mit ihr im Einklang zu fühlen.

Welchen Nutzen hat man durch die Verwendung von nachhaltigen Materialien?

Das zeigt sich insbesondere in Coworking-Spaces und Bürogebäuden. Der Mensch verbringt viele Stunden auf der Arbeit. Spaziergänge in der Natur fördern laut verschiedener Studien die Konzentrationsfähigkeit, heben die Laune und beugen sogar Krankheiten vor. Da Büro und Wald in der Regel nicht nah beieinander liegen, muss die Natur eben ins Büro. Dachterrassen, Balkone und durchgehende Fenster, aber auch Pflanzensysteme, Green Walls als Raumtrenner finden immer mehr Anwendung.

So entstehen heilende Gebäude und Räume, die die Work-Life-Balance fördern. Das Vorhandensein von lebendigem Grün inspiriert die Kreativität, baut Stress ab, verbessert das Wohlbefinden und beeinflusst Produktivität und die Raumakustik.

Echte Zimmerpflanzen gehören selbstverständlich auch zur Einrichtung dazu und sorgen für ein angenehmes Raumklima, während vertikale Indoor-Beete frischen Salat und Kräuter liefern. Wasser und Steine finden ebenfalls Einzug, beispielsweise in Form von beruhigenden Steinbrunnen für den Innenbereich. So entsteht eine Wohlfühloase, die der Natur förmlich entsprungen ist. 

Der moderne Lebensstil hat viele Menschen von ihren Wurzeln entfernt. Doch wir alle sind Teil der Natur und besinnen uns allmählich darauf zurück. Ob nachhaltiges Bauen oder Biophilic Design: Naturelemente kommen aus Gründen der Nachhaltigkeit und dank ihrer wohltuenden Kraft in der Architektur- und Designwelt verstärkt zum Einsatz. In Zukunft werden die Übergänge womöglich immer fließender: Ob moderne Baumhäuser, Waldhütten mit spiegelnden Außenwänden oder grüne Stadtwohnungen aus nachwachsenden Rohstoffen – hier wird das Beste aus technologischem Fortschritt und der Natur verbunden.